Pflanzenkraft aus zarten Tönen

Größere und gesündere Pflanzen, höhere Erträge und Feldfrüchte, die mehr Vitalstoffe enthalten - ein neuartiger „musikalischer Dünger" soll das alles möglich machen. Die verwendeten Klänge ähneln dem Vogelgesang

 

Der Gesang der Vögel beeinflusst das Blühen und Fruchten der Pflanzen“, behauptete Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie und der biologisch-dynamischen Landwirtschaft (Demeter), schon vor Jahrzehnten. Eine Äußerung, die bis heute allgemein als abwegig gilt - aber vielleicht nicht mehr lange: Regelmäßig erzielter Riesenwuchs von unterschiedlichsten Pflanzen, unter anderem Mais, Luzerne (Alfalfa), Orangen und verschiedenen Gemüsesorten, ist der unwiderlegbare Beweis, dass Vogelgesang - bzw. spezielle Frequenzen und Klangfolgen daraus - deren Wachstum auf höchst erstaunliche Weise positiv beeinflusst. Sie werden zudem vitaler, sind widerstandsfähiger gegenüber extremer Witterung und enthalten mehr wertvolle Inhaltsstoffe, beispielsweise pflanzliches Protein (Aminosäuren). Ihre Früchte sind ebenfalls größer, zahlreicher und besitzen mehr Vitalstoffe (Vitamine). So konnten zum Beispiel bei Orangen Steigerungen des Ernteertrags um 30 Prozent erreicht werden, wobei die Früchte rund 120 Prozent mehr Vitamin C enthielten. Bei Mais stieg der Ertrag um 70 Prozent, bei Preiselbeeren um 60 Prozent. Angeblich wird sogar die Milchproduktion von Kühen allein dadurch gefördert, dass sie „besungenes“ Heu fressen. Anders als bei chemischem Dünger erhöht sich also nicht nur die Quantität des Ertrags, auch die Qualität wird besser.

 

Mit „Vogelmusik“ von Dan Carlson

gedüngt: Riesen-Mais (oben) und

Super-Tomaten

Bewirkt wurde das alles durch „Sonic Bloom“, eine von dem Amerikaner Dan Carlson entwickelte neuartige „Klangtherapie“ für Pflanzen. Seit kurzem ist seine spezielle Musik auch in Europa erhältlich. Sie eignet sich sowohl für die Landwirtschaft als auch für den heimischen Garten und für Zimmerpflanzen.

Dan Carlsons hocheffizienter „Musikdünger“ hat mehrere ebenfalls sehr erstaunliche Vorläufer. Etwa in den 50er Jahren die Experimente des Inders Dr. T. C. Singh, Leiter des Botanikinstituts der Annamalai-Universität südlich von Madras: Singh stellte fest, dass nach 14tägiger Beschallung mit indischer Musik - jeweils mehrere Stunden pro Tag - die Pflanzen über 70 Prozent mehr Blätter bildeten. Zudem wurden sie 20 Prozent höher und blühten 14 Tage früher als die nicht beschallten Kontrollpflanzen.

Den Grund dafür fand der indische Biologe darin, dass die Stoffwechselprozesse der Pflanzen durch Musik um mehr als 200 Prozent beschleunigt werden können. Zudem erhöhte sich die Anzahl der Spaltöffnungen in den Blättern um fast 70 Prozent. Die einzelnen Pflanzenzellen wurden dicker und länger. All das trug dazu bei, dass die Gewächse in der gleichen Zeit mehr Nährstoffe synthetisieren konnten, was wiederum den höheren Ernteertrag möglich machte.
In späteren Versuchen anderer Biologen zeigte sich, dass Pflanzen klassische Musik (vor allem von Johann Sebastian Bach) und indische Sitar-Musik (von Ravi Shankar) besonders mögen. Harte Rockmusik jedoch lässt alles Grünzeug schnell verkümmern.

Das „Besingen“ hat eine lange Tradition

Trotz einzelner erfolgreicher Tests vor allem in den USA und der Sowjetunion während der 70er und 80er Jahre sowohl mit Gewächshaus- als auch mit Freiland-Kulturen konnte sich die musikalische Wachstumsförderung bisher nicht durchsetzen. Die Verwendung von billigem chemischem Dünger schien die einfachere Methode der Ertragssteigerung zu sein. Das wird heute angesichts rapide abnehmender Bodenfruchtbarkeit und Qualität der Nahrungsmittel immer fragwürdiger. Zudem hat das „Besingen“ von Pflanzen eine weit ältere Tradition als die „Chemiedüngung“ und war einst in vielen Kulturen weltweit Bestandteil einer naturverbundenen Landwirtschaft und eines Lebens in Harmonie mit dem „Kosmos“ oder Gott. So war es in manchen Alpentälern Brauch, das Gießwasser für Pflanzen - insbesondere bei der Aussaat - während es in einer Tonne umgerührt wurde, mit auf- und absteigenden Tönen zu „besingen“. Das verwirbelte Wasser sollte Energie und Harmonie der Töne speichern und auf Samen und Pflanzen „übertragen“.

Ein anderes Beispiel führen Peter Tompkins und Christopher Bird, Autoren des Weltbestsellers „Das geheime Leben der Pflanzen“ (1977), in ihrem neuen Buch „Die Geheimnisse der guten Erde“* an: Bei den Hopi-Indianern gab es die Tradition, ihren Pflanzen etwas vorzusingen. Die Autoren begegneten einem alten Indianer, der das noch praktizierte und seinen Mais-Pflanzen in der Mittagshitze Mut „zusang“. Und sein Feld soll wirklich deutlich gesünder ausgesehen haben als die benachbarten Anbauflächen.

* Darin wird auch Dan Carlsons neue „Klangtherapie“ für Pflanzen ausführlich vorgestellt

Ein Grund dafür, dass sich musikalische Vitalisierungshilfen bisher nicht in der Landwirtschaft durchgesetzt haben, ist sicherlich der Zeitaufwand von mehreren Stunden Musikbeschallung. Mit Dan Carlsons neuartiger Klangtherapie für Pflanzen lässt sich das auf einmal dreißig Minuten pro Tag reduzieren. Seine Methode beruht auf Forschungen, die er bereits in den 60er Jahren begonnen hat, als er am Experimental College der Universität von Minnesota Gartenbau und Landwirtschaft studierte. Damals suchte er nach Methoden, Pflanzen trotz übersäuerter oder wüstenartiger Böden gut gedeihen zu lassen. Den Schlüssel fand er in der Funktion der winzigen Spaltöffnungen in den Blättern. Später gelang es ihm, durch eine Kombination von Frequenzen und Klangfolgen die Tätigkeit dieser Spaltöffnungen gezielt zu beeinflussen - sie willkürlich zu öffnen und zu schließen.
Jahre später setzte Carlson seine Forschungen fort und nutzte diesen Effekt, um die Aufnahme eines speziell entwickelten Flüssigdüngers zu steuern. Seine heutige „Sonic-Bloom“-Methode kombiniert die speziellen „Vogelklänge“ mit dem Aufsprühen geringer Mengen von Flüssigdünger, der den Pflanzen gezielt Nährstoffe zuführt.


Als Carlson seine „düngenden Töne“ entwickelt hatte, wusste er noch nicht, dass sie den hohen Frequenzen eines Vogelkonzerts bei Sonnenaufgang und Abenddämmerung ähneln. (Für das menschliche Ohr allerdings hören sie sich eher wie ein lang gezogenes Zirpen von Grillen an, da unser Gehör die verschiedenen Harmonien nicht mehr unterscheiden kann). Carlson erfuhr erst von dieser Ähnlichkeit, als er eine geeignete Hintergrundmusik für seine „Pflanzentöne“ suchte. Der Musiklehrer Michael Holtz in Minneapolis empfahl ihm Bachs „Violinkonzert in E-Dur“, da es viele kurze Variationen und Akkordwechsel enthält. Zu dieser Zeit experimentierte Holtz gerade mit neuen technischen Methoden, Vogelgesang in die Noten einer Tonleiter umzusetzen, was bis dahin nur sehr ungenau möglich war. Als er eines Tages den Gesang von Vögeln mit Carlsons wachstumsfördernden Frequenzen verglich, entdeckte er, dass der Pflanzenforscher instinktiv auf die Klänge eines Vogelchores gestoßen war.


Holtz verblüfft: „Ich fing an zu glauben, dass Gott die Vögel nicht nur dazu geschaffen hat, frei herumzufliegen und zu trillern. Ihr Singen war irgendwie ganz eng verbunden mit den Geheimnissen des Keimens, Sprossens und Wachsens.“

Energieschub für die „Kraftwerke“ der Zelle

 

Wie wichtig die Klänge für die Gewächse sind, macht eine höchst verblüffende Reaktion deutlich: Sehr schnell wenden sich die Pflanzen von der Sonne ab und ihre Blüten, später auch Blätter, dem Lautsprecher zu, sobald daraus Carlsons „Vogel-Musik“ ertönt. Biologen vermuten, dass durch die Tonfolgen nicht nur die Spaltöffnungen, sondern auch die Mitochondrien, die „Kraftwerke“ der Zelle, und das sie umgebende Zellwasser angeregt werden. Genauere Untersuchungen darüber liegen jedoch noch nicht vor. Fest steht nur, dass das Gemüse erheblich größer wird - mitunter doppelt so groß -, was Carlson auch einen Eintrag ins „Guiness-Buch der Rekorde“ eingebracht hat. Zudem sind die Lebensmittel, bedingt durch den Zuwachs an Vitalstoffen, deutlich wohlschmeckender. Und die Klangtherapie kann sowohl bei Gemüse als auch bei Obstbäumen, Getreide und Heilkräutern angewendet werden.


Dass der natürliche Gesang der Vögel in der größten Mittagshitze verstummt, bekommt aufgrund von Carlsons Entdeckungen eine ganz neue Bedeutung: Ein Konzert würde für die Pflanzen die Gefahr der Austrocknung erhöhen. Dieser verblüffende Einfluss macht deutlich, in welch enger Beziehung alle Lebewesen der Natur miteinander stehen und dass „Gaia Erde“ ein einziger großer, komplexer Organismus ist.